B – wie Beschäftigung
Viele Hundehalter glauben, umso mehr Ihr Hund beschäftigt wird, desto zufriedener und ausgelasteter ist er. Ich habe in einer Gruppe bei Facebook von sich permanent gegenseitig übertrumpfenden Hundehaltern gelesen. Da gehen manche 2-3 mal am Tag mehrere Stunden mit Ihrem Hund Gassi. Zuerst hatte ich genau diese Gedanken, welche wohl viele andere Hundebesitzer in diesem Moment ebenfalls haben:
- Woher haben diese Menschen so viel Zeit?
- Ich hatte doch tatsächlich ein schlechtes Gewissen, weil ich ja viel weniger mit meinen Hunden unterwegs bin.
Nach einer kurzen Phase der Besinnung, war ich mir aber sicher, dass ich es genau richtig mache. Ich gebe meinen Hunden so viel Beschäftigung wie sie wirklich benötigen, individuell wie ein Lebewesen nun mal ist. Zum Vergleich: meine beiden Hunde haben durchschnittliche ca. 60 Minuten am Tag Gassi-Zeit und ca. 30 Minuten täglich wird zu Hause gespielt. Den Rest der Zeit verbringen sie natürlich nicht nur mit Schlafen, sie beobachten uns Menschen, sie kommunizieren untereinander, dösen vor sich hin, usw.
Meiner Meinung nach ist eine „Ganz-Tages-Bespaßung“ eine Überbeschäftigung, und eher kontraproduktiv. Der Hund gewöhnt sich an viel Beschäftigung und das Bedürfnis nach Bewegung, um dann ausgelastet zu sein, steigt. Es ist aber auch wichtig dem Hund die benötigte Ruhe zu gewähren beziehungsweise ihm zu lernen, Ruhe zu finden.
Die Ruhezeit des Hundes pro Tag sollte bei ca. 17-20 Stunden für ausgewachsene Tiere und 20-22 Stunden für Senioren sowie Welpen liegen. Werden diese auf Dauer durch übertriebene Beschäftigung unterschritten, kann dies ernsthafte Auswirkungen auf die Gesundheit des Hundes haben. Damit ist nicht der einmalige Ganz-Tages-Ausflug mit dem Hund gemeint oder ein Wochenende voller Action, Spiel und Spaß. Sondern die langfristige, dauernde Überforderung im Alltag.
Hunde sind wie viele Kinder: sie merken gar nicht, wann es zu viel ist und wann sie eigentlich Ruhe benötigen. Sie drehen dann, ebenso wie Kleinkinder die vor Müdigkeit quengeln, auf Hochtouren und sind gestresst. Oft glauben Hundehalter dann, ihr Hund wäre nicht ausgelastet und beschäftigen ihn noch mehr. Daher ist dem Hund Ruhe beizubringen meist wichtiger als sich permanent neue Beschäftigungsideen einfallen zu lassen oder zum 4. Gassi-Gang am Tag aufzubrechen.
Beschäftigung bedeutet nicht gleich Beschäftigung
Ich kann mit meinen Hunden 30 Minuten Gassi gehen und sie sind besser ausgelastet als Hunde die 2 Stunden unterwegs waren.
2 Stunden zwar zusammen über Wald und Wiese zu laufen, aber jeder macht sein eigenes Ding, ist erstens ziemlich langweilig für uns alle, zweitens stärkt es in keiner Weise die Bindung zwischen Hund und Mensch und drittens wird der Hund nicht wirklich gefordert oder gefördert.
Wenn Hund und Mensch aber aktiv und bewusst zusammen Gassi gehen sieht das anders aus. Wir machen kleine Übungen zwischen durch. Mal mit mehr Ablenkungsreizen, mal mit weniger. Ich kombiniere einzelne Übungen und bin geistig bei dem Hund (und nicht am Handy).
Das alles bedeutet: wir sind gemeinsam unterwegs, erleben Abenteuer, erkunden gemeinsam die Welt, erleben gemeinsam etwas Neues, haben gemeinsam Erfolgserlebnisse. Das sind die Dinge, die den Hund und den Menschen zusammen schweißen und die Beziehung stärken.
Daher: Weniger ist manchmal mehr! Wichtig dabei ist es, bewusst Zeit zusammen verbringen. 30 bewusste Minuten sind mehr wert als stundenlanges „Programm-Abspulen“.
Wer mehr erfahren möchte oder Ideen für aktive und bewusste Beschäftigung sucht, kann sich gerne ein Bild verschaffen durch den geführten Spaziergang oder mich einfach kontaktieren.